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Lago Maggiore bei Frankfurt

In diesem ersten Portrait stelle ich den Garten eines Pflanzenfreundes vor,  der durch seine Anlehnung an Vorbilder aus Cornwall und den Oberitalienischen Seen beeindruckt und durch die Vielfalt der Möglichkeiten in unserem Klima überrascht.

 

Faszination von Licht und Schatten

Das über 1000 qm große Grundstück dieses wunderschönen Gartens liegt im Raum Frankfurt, doch ist die ländlich geprägte Struktur des Anwesens unübersehbar: das fein restaurierte Klinkerhaus, seit 1867 im Familienbesitz, die zur Werkstatt umgebauten Stallungen und die charakteristische Klinkermauer zur Straßenfront verraten den Charme der Gründerzeit. Man größeres Bildbetritt das Grundstück von Osten her durch ein schönes Eingangstor in der Mauer - und steht unvermittelt in einem Entrée von italienischem Ambiente. Geschickt haben die Hausherren dabei strenge und auflockernde Gestaltungsmomente dieses Gartenstils in die Anlage ihres Vorgartens eingeplant. Während der wunderschön mit Basasltsteinen gepflasterte Weg gerade auf den Hauseingang zuläuft, weitet er sich in der Mitte zu einem kleinen Platz mit Brunnen, an dessen nördlicher Seite eine Bank im „Wäldchen“ mehr als 20 Jahre alter Kamelien zum Verweilen einlädt. Von hier aus schweift der Blick über eine ausgewählt südliche Vegetation, die dem vorherrschenden Stil des Vorgartens entspricht: 2 große Zypressen sempervirens, eine 15 Jahre alte Magnolia grandiflora, die Albizia „Julibrissin“, dazu große Hortensien, die Früchte tragende Trachycarpus fortunei und nicht zuletzt der über 100 Jahre alte Weinstock „Isabelle, mon amour“ mit den großen, blauen Trauben am Haus und die ebenso alte Glyzinie lassen die Begeisterung der Hausbesitzer für ihre „Wahlheimat“ an den Oberitalienischen Seen erahnen.

 

Schöne Pflanzen – seltene Tiere

Vom Brunnenplatz führt ein kleiner Weg in südliche Richtung und ums Haus herum in den Hauptgarten im Westen des Grundstückes. Passiert man den mit der Sortegrößeres Bild „New Down“ berankten Rosenbogen, so stößt man auf einen kleinen Innenhof mit den 3 Lieblingsplätzen der Hausbesitzer an der südlichen Grenze ihres Gartens. Für die heißen Sommertage haben sie sich hier neben der Vogel-Voliere einen sonnigen Sitzplatz als kleine „Capuccino-Ecke“ im Freien eingerichtet, stilgerecht umrankt von einer über 6m hohen Semiarundinaria fastuosa, schönen Kamelien und weiteren mediterranen Kübelpflanzen. Einen noch besseren Blick über den Hauptgarten hat man allerdings von dem überdachten Platz einige Schritte weiter am Haus vorbei. Hier sitzen die Eheleute mit ihren Gästen an kühleren oder feuchteren Sommertagen und genießen das rege Treiben am angrenzenden Ententeich oder das sich stetig wandelnde Spiel von größeres BildLicht und Schatten im Hauptgarten, welches ihnen die langsam im Westen versinkende Sonne bietet. Der dritte Lieblingsplatz schließlich sorgt dafür, daß man in diesem Hause auch im Winter nicht auf den Gartengenuss verzichten muss. Ein halbrunder, zweigeschossiger Wintergarten, als Arbeits- und Aufenthaltsbereich eingerichtet, holt Garten- und Naturerlebnis ins Haus. Von hier aus hat der Hausherr seine Bahama- und Mandarinenten und die kleinwüchsigen Ziergänse, die den erwähnten Ententeich bevölkern, stets im Auge. Es ist schon beeindruckend, wie sich hier zwei so ungewöhnliche Hobbys unter dem gemeinsamen Oberbegriff „Exotik“ ergänzen.

 

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Oase der Stille

Der Hauptgarten ist von einer 2,50m hohen Mauer umgeben. Ursprünglich zum Schutz des Gemüsegartens vor naschenden Tieren errichtet, schützt sie nun vor neugierigen Blicken und gibt dem Garten etwas Dornröschenverwunschenes. Gleichzeitig sorgt sie für ein Kleinklima, das sich begünstigend auf die empfindlicheren Pflanzen auswirkt. Nicht selten konnte der Gartenbesitzer im direkten Temperaturvergleich mit seinem nur wenige Kilometer entfernt wohnenden Freund Unterschiede von 2 bis 4°C feststellen! So entsteht durch die Mauer der besondere Reiz eines Innenhofgartens, der ihn zu einer Oase der Ruhe und der Stille macht. größeres BildEinen kleinen Gemüsegarten gibt es darin zwar immer noch, doch liegt er optisch abgetrennt in der sonnendurchfluteten Südwestecke. Geprägt wird der Hauptgarten aber durch die Vielzahl seltener Pflanzen von beeindruckender Größe, die schön akzentuiert sind und nie den Eindruck beengender Fülle vermitteln. Als kleine Auswahl möchte ich hier nur die 12m hohe Catalpa, den chinesischen Blauglocken- und den großen Walnussbaum erwähnen, dazu die 15 Magnolienraritäten und die 12 Rhododendren mit dem besonderen Star „Sinogrande“, den sich unsere Gartenfreunde von ihrer Cornwall-Reise aus Trebah-Gardens mitgebracht haben . Nicht fehlen dürfen in einem derartig geprägten Garten natürlich Trachycarpus fortunei und Musa basjoo als Exotiktupfer.

 

Und der Bambus?

Natürlich gilt bei den Gartenbeschreibungen für meine kleine Homepage immer ein besonderer Blick dem Bambus, der Auswahl und Gestaltung und den gemachten Erfahrungen. Es fällt auf, dass sich die Gestalter dieses mediterranen Gartens mit der Anzahl der Arten und Sorten eher beschränkt haben. Obwohl sie schon lange in der „Bambusszene“ aktiv sind, dürfte mancher blutige Anfänger mehr als die von ihnen akzentuierten 18 größeres BildArten und Sorten ausgepflanzt haben. „Uns kommt es mehr auf das schöne Einzelexemplar und seine gestaltende Wirkung an“, erklären die Gartenbesitzer unisono. So liegt vielleicht gerade in der Beschränkung, die mir als Sammler so schwer fällt, ein Grund für den Reiz dieses Gartens. Besonders schön wirken die große Sasa palmata am Ententeich, der beeindruckende Hain von Ph. aureosulcata ‚Spectabilis‘ dahinter mit bis zu 9m hohen Halmen und der hervorstechende Ph. pubescens mit seinem grazilen Laub und z. Zt. 4m hohen Halmen – beide Exemplare zählen zu den schönsten, die wir in Deutschland bisher gesehen haben. Auffallend auch die noch etwas kleinere Ph.nigra ‚Punctata‘ im Farbenspiel mit der direkt daneben gepflanzten ‚Spectabilis‘, die sich beide an den eingangs erwähnten Wintergarten schmiegen.

 

Garten der Diagonalen

Unsere kleine größeres BildGartenbesichtigung endete schließlich bei Cappucino und leckerem Gebäck im Wintergarten, wohin uns die Gastgeber am Ende des Rundganges zu einem kleinen Plausch und Erfahrungsaustausch luden. Hierbei bestätigte sich unser Eindruck: als ihren besten Bambus sehen die Gartenbesitzer Ph. aureosulcata ‚Spectabilis‘ mit seiner beeindruckenden Höhe an, verschweigen aber auch  den Nachteil nicht, die Schneebruchanfälligkeit. Eindeutiger Star jedoch ist in ihren Augen Ph. pubescens, der sich von Frostschäden immer wieder erholt und schon über 7m erreicht hat – ich bin froh, davon in diesem Jahr einen Ableger erhalten zu haben.

Die Gartenbesitzer erklären auch, warum sie den Hauptgarten als „Garten der Diagonalen“ mit je einem Sitzplatz in den Ecken angelegt haben: Es ist die Faszination von größeres BildLicht und Schatten, die die von Westen her in den Hauptgarten fallende Sonne immer wieder von Neuem und stets anders bewirkt, ein Genuss, der uns an diesem so verregneten Wochenende verschlossen bleiben sollte. Wenn nicht Petrus ein unerwartetes Einsehen gehabt hätte – für wenige Augenblicke öffnete sich die Wolkenwand und ließ erahnen, welche Freude unsere Bambusfreunde von ihrem Lieblingsplatz aus beim freien Spiel von Licht und Schatten in ihrem Garten empfinden.

Beeindruckt verließen wir diesen angenehmen Ort in der uns immer wieder überraschenden Erkenntnis, mit welcher Vielfalt und Individualität Bambus- und Exotikfreunde ihren Traum vom eigenen kleinen Paradies in unseren Breiten verwirklichen!